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Check the Fact: Mit Natural Language Processing auf der Suche nach dem Wahrheitsgehalt

Mit 10 Teammitgliedern hat Check the Fact das größte Team des aktuellen Fellowship-Programms. Kennengelernt haben sie sich auf Deutschlands größtem Hackathon. Jetzt arbeiten sie an einem automatischen Faktenchecker, der nicht nur Falschnachrichten enttarnen, sondern auch Redaktionen bei der Recherche helfen soll. Maika Paetzold im Interview.

check the fact
Check den Fakt ist ein Portal, auf dem du Nachrichten auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen lassen kannst: www.check-the-fact.com

Hallo Maika, wie ist es zu Check the Fact gekommen? 

Zu Check the Fact ist es gekommen, weil wir alle beim größten deutschen Hackathon aller Zeiten #WirVsVirus teilgenommen haben. Danach haben wir entschieden weiter am Projekt zu arbeiten. Wir, das sind ein vierköpfiges Strategie-, und Marketing- und ein vierköpfiges Development-Team sowie zwei Leads, die den jeweiligen Bereich betreuen. 

Das sind ganz schön viele! Wie habt ihr euch anfangs organisiert? 

Wir haben erst mal das zehnköpfige Kernteam gebildet und dann über die Leads abgestimmt. Danach haben wir uns auf eine wöchentliche Mindestarbeitszeit geeinigt und uns mit den persönlichen Stärken und Erfahrungen jedes Einzelnen befasst. Innerhalb kürzester Zeit ist eine sehr klare Struktur entstanden, welche einer kleinen Firma entspricht.

Wir haben unser Weekly jeden Montag um 18:30 Uhr, für das vorab eine Agenda erstellt wird. Organisiert wird das Meeting, teaminterne Kommunikation sowie das Task-Management über Microsoft Teams und über Microsoft Azure. 

Darüber hinaus haben wir Meetings in kleineren Gruppen zu bestimmten Themen sowie Chat-Gruppen auf WhatsApp. 

Unser Traum wäre es, uns nach einem halben Jahr gemeinsamer Arbeit auch mal persönlich kennenzulernen.

Worum geht es bei Check the Fact?

Mit Check the Fact helfen wir Menschen, die sich privat oder beruflich mit Nachrichten beschäftigen, Inhalte im Netz besser einzuschätzen. Anders als bei redaktionellen Faktencheckern und bei sozialen Medien erfolgt diese Analyse auf Basis von Natural Language Processing, Data Science und der Community. Unser Ziel ist es, Menschen für den Wahrheitsgehalt von Meldungen zu sensibilisieren und Hilfestellung anzubieten, Inhalte schnell zu überprüfen. Das nennt sich dann: Unabhängiges Faktenchecken mit nur einem Klick!

Wie habt ihr das Produkt entwickelt?

Aktuell sind wir noch am Prototypen: Benutzerinnen und Benutzer können Nachrichten überprüfen, indem sie eine URL oder einen Text in unsere Webanwendung einfügen. Unser Algorithmus wertet den Inhalt aus und gibt direkt eine Bewertung der Vertrauenswürdigkeit des Textes zurück. Die Analyse erfolgt in Echtzeit, wodurch ein Ergebnis deutlich rascher vorliegt als bei bereits bestehenden Diensten.

Im zweiten Schritt planen wir einen Premium Service für Redakteure, Redakteurinnen und Medienschaffende, der technisch auf unserer Basisversion aufbaut. Teil dieses von uns als Ausbaustufe angedachten Premium-Services wäre eine API-Anbindung an unsere Datenbank, über die detaillierte Insights angeboten werden können: Wo ist die Nachricht zuerst aufgetaucht? Wie und wie schnell verbreitet sie sich im Netz? In welchem Kontext muss sie gesehen werden?

Gegen welche Konkurrenten tretet ihr an? 

Da gibt es zum Beispiel soziale Netzwerke, die anfangen, die Richtigkeit der Beiträge auf ihren Plattformen zu prüfen. Hierbei handelt es sich allerdings weder um eine Analyse der jeweiligen Nachricht mit dazugehöriger Richtigstellung, noch um eine Recherchehilfe für den interessierten Mediennutzer. Dann gibt es noch redaktionelle Faktenchecker, die eine ähnliche Zielgruppe ansprechen.

Unser Tool hat aber einige Vorteile: Es kann jeden Text in Echtzeit auswerten und dabei deutlich mehr Quellen einbeziehen, als es in händischer Recherche möglich wäre. Das heißt jedoch nicht, dass die Arbeit der klassischen Faktenchecker weniger wertvoll wird. Gerade mit ihrer differenzierten Analyse haben auch sie Pluspunkte vorzuweisen, so dass ihre Artikel wertvolle Quellen für unsere Datenbank sind.

Wie bindet ihr die Zielgruppe in den Produktentwicklungsprozess ein? 

Für unser Basis-Tool haben wir bereits rund 50 Interviews geführt. Aktuell sind wir dabei, auf dieser Basis nochmals Anforderungen an Communityfunktion und Datenbasis zu konkretisieren. Diese Erkenntnisse sollen in den Prototypen einfließen, den wir dann ausgiebig mit unserer Zielgruppe testen und optimieren werden. Das ist allerdings ein wiederkehrender Prozess, der zeitlich nicht zu unterschätzen ist. 

Im journalistischen Bereich haben wir ausgiebige Interviews geführt. Für uns ist es von zentraler Wichtigkeit, was Medienschaffenden im Alltag helfen könnte, Nachrichten besser einzuschätzen. Darüber hinaus sprechen wir mit Menschen, die für Recherche und den Verifizierungsprozess in größeren Medienhäusern zuständig sind. Zuletzt reden wir mit Unternehmer und Entscheider, um ein Gefühl dafür zu bekommen, womit wir später am Markt Erfolg haben können. 

An welches Geschäftsmodell hattet ihr für Check the Fact gedacht? 

Die Finanzierungsmöglichkeiten für die Basisfunktionalitäten bestehen aus Förderungen, Crowdfunding und im späteren Verlauf hoffentlich auch aus Spenden.

Der darauf aufbauende Premium Service soll über ein Abomodell getragen werden. Zusätzlich ist das Bereitstellen einer API-Schnittstelle an unsere Datenbank für andere Firmen angedacht. Viele der Daten, die wir über Texte sammeln, sind auch für andere Unternehmen relevant.

Wie sieht euer Plan für die nächsten Monate aus? 

Unser Ziel ist es den Premium Service zu entwickeln sowie unser Basis Tool zu verfeinern und auf den Markt zu bringen. Unsere Vision wäre eine Art Gütesiegel für Nachrichten zu etablieren, welches gut recherchierten Journalismus auszeichnet und eine Orientierung innerhalb der Nachrichtenlandschaft bietet und so hilft der Verbreitung von Falschnachrichten entgegenzuwirken. Darüber hinaus haben wir die Vision, dass ein Projekt entsteht, in dem und an dem Menschen gerne mitarbeiten wollen.

Was können Leserinnen und Leser dieses Interviews tun, um euch zu helfen diesen Plan umzusetzen?

Wir benötigen finanzielle Unterstützung für den Ausbau des Tools zur Marktreife sowie für die Entwicklung des Premium Service. Demnach wäre es wichtig, dass wir unsere Anwendung innerhalb von Redaktionen testen und auf dieser Basis weiterentwickeln können. Wir benötigen also gute Kontakte zu Verlags- und Medienhäusern. Alles in allem brauchen wir die richtigen Partner, um „Check the Fact“ auszubauen und gut im Markt positionieren zu können.

Vielen Dank für das Interview!

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