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Große Studie zur Qualität der Lokalberichterstattung: Wie gut sind Lokalzeitungen?

Forscher der Universität Trier haben die Qualität der Lokalberichterstattung deutscher Zeitungen und Onlineangebote untersucht. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Lokaljournalismus sich zwar gegenüber früheren Defiziten verbessert hat, etwa im Bereich der Themenvielfalt und Unabhängigkeit. Er sei aber immer noch dadurch charakterisiert, dass eher unkritisch über lokales Geschehen berichtet werde, wenig Hintergründe vorkommen, die Vielfalt an Darstellungsformen eher gering ausfalle und die Möglichkeiten der Leser-Partizipation selten ausgeschöpft werden.

Brille liegt auf einem Magazin.

„Lokalzeitungen schreiben über das, was jeden von uns im Alltag betrifft – egal ob es um die neue Abfallordnung der Stadt geht oder ein großes Fest in der Gemeinde“, sagt Anna-Lena Wagner, Mitarbeiterin des Projekts „Lokaljournalismus in Deutschland“ an der Universität Trier. Das sei für die Forscher einer der Gründe gewesen, dem Lokaljournalismus auf den Zahn zu fühlen.

18.000 Artikel aus 103 Lokalzeitungen analysiert

Das Team rund um den im vergangenen Jahr verstorbenen Medienprofessor Dr. Klaus Arnold war das erste, das sich nach langer Zeit wieder intensiv der Erforschung des Lokaljournalismus in Deutschland gewidmet hat. Insgesamt 103 Lokalzeitungen sowie dazugehörige Internetauftritte mit über 18.000 Artikeln haben Arnold, Wagner und 18 studentische Hilfskräfte untersucht.

Dabei stießen die Wissenschaftler auch auf Kurioses: „Eine Lokalzeitung in einem kleineren Ort hat beinahe über jede Hochzeit und Familienfeier berichtet“, erzählt Anna-Lena Wagner. Tatsächlich sind die Qualitätsunterschiede zwischen Lokalzeitungen in ländlicheren Gemeinden und Metropolenzeitungen teils enorm – in beide Richtungen. Während Lokaljournalisten in Städten anders als ihre Kollegen auf dem Land oft bundes- und weltpolitische Themen auf die lokale Ebene herunterbrechen und über Kontroversen berichten, bieten sie den Lesern weniger Service-Inhalte.

Unabhängig von Stadt und Land ist die Tatsache, dass einige Redaktionen häufiger unausgewogene Artikel schreiben. So erwähnen sie bei kritischen Themen nur die Meinungen einer Seite. Manche der Lokaljournalisten lassen sich auch vor den Werbe-Karren spannen und berichten überwiegend positiv beispielsweise über die Eröffnung eines neuen Restaurants.

Leser werden zu wenig eingebunden

Eines der größten Qualitätsprobleme sei aber, dass die allermeisten Lokalzeitungen den Lesern kaum Möglichkeiten zur Partizipation gebe. Leserbriefe besitzen keinen hohen Stellenwert. Nur sehr wenige Zeitungen laden ihre Leser zu Diskussionsrunden oder Ähnlichem ein.

Aber auch Gutes können die Wissenschaftler der Universität Trier über Lokalzeitungen berichten: Den von Pegida und ähnlichen Gruppierungen gerne verwendeten Vorwurf der „Lügenpresse“ stehen die Ergebnisse der Studie entgegen: „Zu wenig unabhängige Berichterstattung lässt sich dem Lokaljournalismus insgesamt nicht vorwerfen.“ Auch mit der Vielfalt der behandelten Themen können Lokalzeitungen punkten – die Zeitungen bestehen also nicht nur aus Artikeln über Kaninchenzüchtervereine.

So weit, so mittel gut: Tatsächlich hätten viele Leser gar nicht die Möglichkeit, auf eine qualitativ bessere Zeitung umzusteigen, weil es in ihrer Region nur noch eine gebe. Leser und Journalisten sollten deshalb laut Ansicht der Forscher wieder verstärkt in Dialog miteinander treten. Die Lücken, die Lokalzeitungen in ihrer Berichterstattung lassen, könnten letztlich nur von jenen gefüllt werden, die wieder mehr Wert auf pointierte Meinungen oder aufklärende Hintergrundberichte legen.

Die kompletten Ergebnisse des DFG-geförderten Forschungsprojekts wurden in der Fachzeitschrift Publizistik 2/2018 unter dem Titel Die Leistungen des Lokaljournalismus veröffentlicht.

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