„Wir treffen mit dem regionalen Fokus einen Nerv“
Vor einem Jahr ist die lokale Podcast-App „Lopodio“ erfolgreich in der Pilotregion Soest gestartet. Nun plant Geschäftsführer Dirk Hildebrand den Aufbau eines Franchise-Modells, um die App in vielen weiteren Regionen zu etablieren. Wie soll das genau aussehen?
Herr Hildebrand, Ihre Lopodio-App bündelt lokale Podcasts innerhalb einer bestimmten Region. Wie kam es zu der Idee, ein Franchise-Modell dafür aufzubauen?
Mein großes Anliegen ist es, mit Lopodio über eine starke Podcast-Community wieder einen Kreislauf herzustellen zwischen lokaler Content-Produktion und lokalem Sponsoring, etwa von Handelskammern oder Bankinstituten. Momentan gibt es bei der Verbreitung und Finanzierung von Inhalten eine starke Tendenz hin zu den Giganten wie Facebook, Google, Spotify oder Apple. Nachdem wir in der Pilotregion Soest sowohl von Hörern als auch Sponsoren große Zustimmung erhalten haben, kamen wir auf die Idee, unser Geschäftsmodell auch in anderen Regionen Deutschlands anzubieten.
Wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus?
Die Besonderheit bei Lopodio ist das Sponsorenmodell. Die Werbetreibenden schalten Lopodio-Ads, das heißt, sie sichern sich exklusiv ein Podcast-Konzept. Wir vereinbaren dazu eine bestimmte Hörerzahl, die wir garantieren zu erreichen. Ähnlich wie bei Google- oder Facebook-Ads können sich die Sponsoren darauf verlassen, dass die Anzahl erreicht wird. Aktuell haben wir zwölf Podcastkonzepte, wovon zehn gesponsort sind. Darunter ist zum Beispiel ein Gastropodcast „Meet and Eat“ oder ein „Startup-Cast“. Es kam schon öfter vor, dass Unternehmen weniger Geld in Google Ads und stattdessen in einen unserer Podcasts investiert haben. Da geht mir das Herz auf.
Welche Podcasts finden sich noch in der App?
Jede Privatperson, die in der Region einen Podcast ohne wirtschaftlichen Hintergrund betreibt, darf ihn kostenlos in unsere App einbinden. Wir achten dabei aber auf eine hohe redaktionelle Relevanz der Podcasts, sie sollten keinen Werbecharakter haben. Unternehmen wiederum, die einen wirtschaftlichen Effekt mit Podcasts erzielen wollen, müssen für die Aufnahme in die App eine Gebühr bezahlen.
Nach welchen Kriterien werden Sie Ihre Franchise-Partner auswählen?
Grundsätzlich suchen wir Menschen mit journalistischem Hintergrund als Franchise-Partner. Wir legen großen Wert darauf, dass inhaltlich ein Qualitätsstandard gehalten wird, den wir in der Franchise-Aufmachung auch vorgeben. An der Struktur der App und des Angebots muss kaum etwas verändert werden. Die Aufgabe der Betreiber besteht darin, guten lokalen Content und gute lokale Podcastkonzepte, die wir als Franchise mitgeben, umzusetzen. Zusätzlich steht es den Partnern selbstverständlich frei, eigene Konzepte umzusetzen. Wichtig wird es sein, Sponsoren dafür zu finden.
Schulen Sie die Partner?
Ja, vorgesehen ist zum einen eine Grundschulung, in der die App vom Backend über das Dateimanagement bis hin zu Intros, Outros und Podcaststruktur erklärt wird. Zum anderen wollen wir in Vertriebsschulungen zeigen, wie man Sponsoren aquiriert und Hörer gewinnt. Dies soll im Austausch mit anderen Franchise-Partnern stattfinden, denn es soll eine echte Partnerschaft bleiben. Wir wollen Franchise-Erfahrungen über die Region hinaus austauschen, so dass möglichst alle von allen profitieren und ein großes Netzwerk entsteht.
Muss das Konzept an die Regionen angepasst werden?
Ich glaube, dass man unser Konzept in jeder Region umsetzen kann. Wir sehen schon jetzt, dass wir mit dem regionalen Fokus einen Nerv treffen. In großen Städten wird die Herausforderung eine andere sein als in ländlichen Gegenden, aber der Communitygedanke funktioniert überall. Die Menschen lieben es, beteiligt zu sein. Im Detail werden wir dazu sicher noch Erfahrungen machen, wir stehen ja erst am Anfang. Momentan sind drei Regionen am Start: Soest, Lübeck und der Hochsauerlandkreis. Im Mai kommt die Region Hamm dazu, ab Juni dann der erste Franchise-Vertrag in Berchtesgaden-Traunstein. Bis Ende des Jahres werden wir als Betreiber sieben weitere Regionen in NRW in die App einbringen.
Wird es auch eine Franchise-Partnerschaft mit lokalen Medienhäusern geben?
Darüber würden wir uns sehr freuen. Aber nach vielen Gesprächen, die wir bereits mit regionalen Medienhäusern geführt haben, ist mein Eindruck, dass der innovative Gedanke oft fehlt. Ich kann verstehen, dass man an den herkömmlichen Geschäftsmodellen hängt, aber ich bin skeptisch, dass sie in Zukunft weiter funktionieren. In der Folge werden wir Franchise-Lizenzen an andere Betreiber in den Regionen vergeben, und das ist schade. Denn eigentlich verfügen lokale Medien ja bereits über alle nötigen Kompetenzen. Einige überregionale Häuser transferieren ihre Inhalte bereits erfolgreich in den Audiokanal, warum sollte das im Lokalen nicht auch klappen? Ich hänge an dem romantischen Gedanken, dass der Lokaljournalismus über unser Geschäftsmodell an Wert gewinnt.