Mobile Audionutzung: Neue Wege entstehen beim Gehen, Fahren und Hören!
Hören ist das neue Sehen! Zu Fernsehen, der klassischen Zeitung oder den meisten Online-Medien haben Audioformate einen großen Vorteil – Nutzerinnen und Nutzer können sie nebenbei konsumieren, beim Putzen, Kochen, aber vor allem auch unterwegs beim Sport, Spazierengehen oder Pendeln mit dem Auto. Niederschwelliger geht’s kaum.
In der neuen „On Track“-Studie der Landesanstalt für Medien auf Initiative des Journalismus Labs wird diese mobile Audionutzung genauer untersucht. Das Einzigartige: Die Perspektive der Nutzerinnen und Nutzer ist im Fokus. Um diese zu beleuchten, hat das Journalismus Lab gemeinsam mit der Landesanstalt für Medien NRW für die „On Track“-Studie zur mobilen Audionutzung mit dem VAUNET – Verband Privater Medien, der RTL Radio Deutschland GmbH und dem MedienNetzwerk Bayern kooperiert. Unterstützt wird es inhaltlich von der radio NRW GmbH und der Ford-Werke GmbH. Die vollständige Studie gibt es hier – die Zusammenfassung als Whitepaper hier.
Radio dominiert Autofahrt – Podcasts spielen beim Walking auf
Jubel bei den Radiosendern – sie bleiben auditive Platzhirsche, denn: Die meisten der mobilen Audionutzerinnen und -nutzer hören unterwegs Radio – und das wahrscheinlich im Auto, denn das ist laut Befragung der Hauptnutzungsort für Radioinhalte. Satte 81 Prozent drehen im Auto ihr Radio auf, vor allem für Musik, aber auch Nachrichten sind gerne gehört. Podcasts und Hörbücher überzeugen knapp ein Drittel der mobilen Audionutzerinnen und -nutzer, sie werden allerdings seltener im Auto dafür interessanterweise aber häufiger zu Fuß konsumiert. Podcasts werden nur während 14 Prozent der Fahrten gehört.
Gerätewahl als Generationenfrage: Ältere nutzen UKW-Radio, Jüngere stehen auf Smartphones
Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Abspielgeräten: Neben dem Radio ist das Smartphone mittlerweile das wichtigste Equipment für die Audionutzung unterwegs. Die Studienergebnisse lassen vermuten, dass viele Nutzerinnen und Nutzer beide Geräte verwenden, denn mit Smartphone und mit Radio schalten jeweils knapp Dreiviertel der Befragten ein. Im Auto sackt der Nutzwert des Smartphones allerdings auf nur ein Drittel ab – und das passt zum obigen Ergebnis: Im Auto läuft vor allem Radio – und das wiederum über das festverbaute UKW-Gerät und nicht via Apps per Smartphone.
Die Gerätewahl ist aber eine Generationenfrage. Das Smartphone nutzen so gut wie alle 14- bis 29-Jährigen, wohingegen das Radio bzw. Infotainmentgerät im Auto bei den über 50-Jährigen dominiert. Die mittlere Altersklasse nutzt tatsächlich beides.
Mehr als ein Drittel der Hörerinnen und Hörer wünschen sich eine Merkfunktion für Inhalte
Während moderne technische Spielereien wie Sprachsteuerung nur wirkliche „Enthusiastinnen und Enthusiasten“ begeistern, darf es für fast die Hälfte der Befragten eher klassisch bei den Steuerungsmöglichkeiten für Audioangebote im Auto zugehen – mit Knöpfen am Radio bzw. Infotainmentgerät oder Autolenkrad. Alles in allem ist der Großteil der 1700 Befragten sowohl mit der thematischen Auswahl der Audioprogramme, als auch mit der Bedienbarkeit der Geräte, der Soundqualität und dem Abspielen außerhalb des eigenen WLANs oftmals sehr zufrieden – und das über alle Audioangebote hinweg.
Es gibt drei Sachen, die sich knapp jeweils ein Drittel der Hörerinnen und Hörer allerdings wünschen:
- eine Merkfunktion, um spannende Inhalte für später zu speichern
- einen transparenteren Datenschutz und
- eine Möglichkeit, regionale und lokale Audioinhalte besser zu finden – vor allem von Autofahrerinnen und -fahrer erwähnt.
Insgesamt deutet vieles nach der Studie darauf hin, dass Audioinhalte auch zukünftig besonders im mobilen Umfeld einen festen Stellenwert haben. Das Auto ist und bleibt dabei der wichtigste Ort. Damit Nutzerinnen und Nutzer auch weiterhin Audioinhalte schnell, einfach und im Idealfall mit einer intuitiven Bedienung abrufen können, scheint eine Zusammenarbeit und branchenübergreifende Kooperation zwischen der Audio- und der Automobilindustrie ratsam. Besonders neue Technologie sollten die Akteure als Chance begreifen, um den Hörerinnen und Hörern Inhalte bestmöglich zu präsentieren.
Handlungsempfehlungen: Einfach und trotzdem innovativ, zielgruppenspezifisch und trotzdem für alle erreichbar
Für mehr zufriedene Hörerinnen und Hörer – die „On Track“-Studie hat folgende Handlungsempfehlungen für die Audio- wie auch Automobilbranche aufgesetzt:
- Mehr ist mehr! Die Nutzerinnen und Nutzer wünschen sich eine einfachere Auffindbarkeit von (mehr) Sendern und Inhalten im Auto. Hier können die Automobilhersteller trumpfen und gemeinsam mit Radiosendern sinnvolle Lösungen entwickeln. Gerade eine gut funktionierende Suchfunktion – z. B. über eine vereinfachte Sprachsteuerung – könnte Nutzerinnen und Nutzern helfen, gewünschten Content einfach zu finden und abzurufen.
- Digital trifft haptisch! Die Vielfalt an Geräten, Bedienweisen und Inhalten wird größer – und da müssen vor allem die Automobiler reagieren. Haptische Knöpfe und fest installierte Radios sind genauso wichtig wie der digitale Zugang über Smartphones. Dieser Spagat gelingt, wenn die Displays und Konsolen neuer Automodelle übersichtlich und sinnvoll gestaltet werden.
- Dringend gesucht: Komfort beim Car-Sharing! Nutzerinnen und Nutzer ohne eigenes Auto hören verhältnismäßig wenig Audioinhalte im Auto – wenn sie Car-Sharing nutzen, gibt es keine komfortable Lösung, die eigenen Präferenzen zu hören. Das sollte praktischer und bequemer werden.
- Audio ist für alle da! Oder? Die Studie hat gezeigt, dass sich die mobile Audionutzung nach Alter, Gerät und Inhalt stark differenziert. Radiosender sollten daher zwei Dinge im Blick behalten: Sie müssen inhaltlich und in ihren Übertragungswegen vielfältiger werden und die junge Zielgruppe durch smarte Features wie nahtloses Hörerlebnis, Personalisierung und eine Merkfunktion überzeugen. Dann ist Audio wirklich für alle!
- Lokalmedien gefragt! Die Zugriffszahlen von Podcasts fallen bei der mobilen Audionutzung vergleichsweise gering aus. Da können vor allem lokale Radiosender und andere Regionalmedien ihre Expertise ausspielen und mit cleveren Formaten im Nachrichtenstil eine Lücke füllen.