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„Unser Skill gibt Halt in der Informationsflut“

Mit dem Alexa-News-Skill von WAZ und NRZ können Nutzer*innen Nachrichten in ihrer Region abrufen. Seit Kurzem gibt es Erweiterungen: aktuelle Corona-News und das Wetter. Welche Strategie Funke Medien NRW bei den Skills verfolgt, erklärt Johanna Baumann, die in der Verlagsgeschäftsführung NRW für Verlagsentwicklungen zuständig ist.

Johanna, die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) hat 2019 einen Alexa-Skill für regionale Nachrichten gestartet, die Neue Ruhr/Rhein Zeitung (NRZ) 2020. Wie wurde das Angebot angenommen?

Johanna Baumann: Funke Medien ist eines der ersten deutschen Medienhäuser, das im Audio-Voice Bereich ein Nachrichtenangebot auf den Weg gebracht hat. Das Mediennutzungsverhalten ist nach wie vor stark im Wandel, neben den klassischen Printkanälen nutzen Menschen Onlineangebote und zunehmend auch Produkte aus dem Audiobereich wie etwa Podcasts oder Sprachassistenten. Als regionales Medienhaus sehen wir es als unsere Aufgabe an, auf möglichst allen dieser Kanäle einen Halt in der Informationsflut zu geben. Mit unseren Skills ist uns das auch gelungen.

 

Was genau bekommt man dort?

Mit den Skills können Hörer*innen jederzeit die aktuelle Nachrichtenlage für ihre Stadt abrufen. Ausgespielt werden die wichtigsten drei Nachrichten in Kurzform. Für eine optimale Nutzerfreundlichkeit merkt sich der Skill die ausgewählte Stadt. Zudem finden Hörer*innen im Skill Wetterinformationen, die Corona-News und auch unsere Podcasts.

 

Wie kam es zu der Idee, das bestehende Angebot der Skills auszuweiten?

Sprachassistenten sind für alle Zielgruppen interessant: für Junge und Familien ebenso wie für ältere Menschen. Daher wollen wir zum einen das Produkt optimieren, zum anderen es auch für potentielle, weitere Nutzer attraktiv machen. Unser Verlag mit den vier Tageszeitungstiteln WAZ, NRZ, Westfalenpost (WP) und Westfälische Rundschau (WR) steht für hochwertigen regionalen und lokalen Journalismus. Wie unsere Umfragen ergeben haben, ist das genau der Inhalt, den Nutzer*innen von uns auf allen Kanälen erwarten. Insbesondere die Corona-Pandemie hat in der Hinsicht zu einem großen Informationsbedürfnis geführt.

 

Darauf haben Sie bei der Weiterentwicklung dann reagiert?

Ja, unsere Umfragen im Rahmen der Förderung des Journalismus Lab haben klar den Wunsch nach mehr Informationen diesbezüglich gespiegelt. Daher gibt es im WAZ-Skill nun auch die tagesaktuellen Inzidenzen und einen Überblick über die aktuell geltenden Regelungen zu hören. Die Nutzer*innen müssen also nicht mehr den Kanal wechseln, um an diese Infos zu kommen. Im NRZ-Skill bieten wir nun auch lokale Wetterinformationen an.

 

Gibt es weitere Ideen, die nach Corona umgesetzt werden sollen?

Als Medienhaus wollen wir den Menschen seriöse Nachrichten anbieten. Auch wenn die Corona-Krise überwunden und nicht mehr so aktuell sein wird, werden uns andere spezielle Themenfelder beschäftigen. In dieser Richtung sehe ich auch die Weiterentwicklung der Skills. Ich kann mir beispielsweise auch gut einen Gesundheitstipp des Tages vorstellen.

 

Wollen Sie das Angebot auch auf andere Sprachassistenten ausweiten?

Grundsätzlich wäre das wünschenswert. Momentan bietet sich Alexa als führender Assistent jedoch an, um das Produkt zu optimieren. Dort ist die Nachfrage am höchsten.

 

Welche Zielgruppe sprechen Sie mit den Skills am meisten an?

Nach unseren Marktforschungszahlen nutzen unsere Skills vor allem Familien und jüngere Menschen. Prinzipiell richtet sich das Angebot aber an alle, die in der Region leben und eine gewisse Digitalaffinität haben. Gut vorstellbar ist auch, dass Skills für ältere Menschen noch interessanter werden können, die mit dem Lesen sehbedingt Schwierigkeiten haben. Hören kann da eine gute Unterstützung im Alltag sein.

 

Welchen Aufwand bedeutet das Skill-Angebot für die Redaktion?

Aktuell kümmert sich ein bereits bestehendes Nachrichtenteam um die Inhalte für die Skills. Es wählt aus und schreibt die News für den Audiobereich um, dort sollten sie ja kurz und knackig sein. Perspektivisch ist es unser Ziel, den Aufwand für die Redaktion mit Hilfe von künstlicher Intelligenz oder einem hohen Automatisierungsgrad gering zu halten. Der News-Skill ist auch in dieser Hinsicht ein schönes Zukunftsprojekt für Verlag und Redaktion.

 

Was glaubst du, wird sich das Nachrichtengeschäft in Zukunft generell eher in den Audiobereich verschieben?

Ich denke, es werden viele Kanäle nebeneinander existieren. Print wird weiterhin bestehen,  parallel wird der Digitalbereich – Paid-Content und E-Paper – immer wichtiger. Aber auch Audio mit neuen Kanälen wie Podcasts und Sprachassistenten wird ein immer relevanteres Feld. Alleine Podcasts – früher eher ein Nebenprodukt – hören mittlerweile schon Millionen Deutsche Diese Kanäle müssen wir mit Regional- und Lokaljournalismus bedienen – und das tun wir als Funke Medien NRW bereits.

 

Rechnet sich das schon oder wird es sich eher perspektivisch auszahlen?

Die Monetarisierung steht noch ganz am Anfang, da müssen sich erst Modelle entwickeln. Ansätze sind ganz klar: von klassischer Vermarktung über exklusiv Angebote für Paid-Content-Kunden bis hin zu Partner- oder Skill-Produktionen für externe Kunden. Rechnen sollte sich am Ende jedes Produkt, aber man muss selbstverständlich auch in neue Produkte investieren.

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