Frau Wertvoll – Durch das Journalismus Lab zu einer Plattform mit weiblichen Role-Models
Sie haben sich zu dritt noch nie persönlich gesehen. Dennoch arbeiten Dani, Melanie und Thuva seit mehreren Monaten an “Frau Wertvoll”, einer Plattform, die Frauen echte, ansprechbare Role-Models präsentieren und ihnen die Möglichkeit zum Austausch geben soll. Wie sie die Events des Journalismus Lab zusammengebracht haben und wie ihr Plan zur Plattform-Entwicklung aussieht, das erklärt Daniela Fonrobert, Ideengeberin und Teamlead in diesem Interview.
Hinweis: Frau Wertvoll hieß bis Oktober “Frauen wie wir”. Für ein besseres Verständnis, haben wir den Namen in Frau Wertvoll geändert, auch wenn sie unter Frauen wie wir im Idealab, dem Bootcamp und im Fellowship gestartet sind.
Um was geht es bei Frau Wertvoll?
Bei Frau Wertvoll geht es um Frauen, die schon ein bisschen was hinter sich haben, ein gewisses Maß an Karriere gemacht, vielleicht eigene Kinder haben, Eltern haben, die gepflegt werden müssen. Jetzt kommen sie an einen Punkt, wo sie sich fragen: Was mache ich eigentlich so mit meiner zweiten Lebenshälfte? Ganz oft stecken sie beruflich zurück, bleiben hinter ihren Möglichkeiten und verfallen in eine traditionelle Rolle. Der Mann macht dann Vollzeit und die Frau kümmert sich um alles, was sonst noch so anfällt.
Wir sind angetreten, das zu ändern.
Wie?
Wir wissen, dass Inspiration und Ermutigung ganz wichtige Teile von beruflichen Netzwerken sind. Mit unserem Netzwerk wollen wir Frauen durch Role-Models und Events ermutigen, neben all dem täglichen Wahnsinn etwas Cooles zu schaffen. Unsere Role-Models sollen dabei erreichbare Frauen sein und nicht nur aus diesen drei Super-Frauen aus der ersten Reihe bestehen, die in Deutschland immer herumgereicht werden.
Jetzt gibt es ja bereits eine ganze Reihe Business-Netzwerke für Frauen. Trotzdem habt ihr gesagt, dass es ein neues Netzwerk braucht. Warum?
Für die Zielgruppe der Frauen ab 40+ gibt es tatsächlich nichts, was mich anspricht. Wir haben den Markt analysiert und es gibt viele Netzwerke, die sich an jüngere Frauen wenden, entweder mit sehr digitalem Charakter oder mit dem Wunsch, dass Frauen in die erste Reihe sollen. “Frauen in die Aufsichtsräte” und ähnliches. Aber da sehe ich mich persönlich zum Beispiel nicht, das ist eigentlich zu ambitioniert. Wir richten uns eher an Frauen, die auch in der zweiten oder dritten Reihe glücklich sind, aber trotzdem Verantwortung haben und nicht nur als Arbeitsbienchen unterwegs sein wollen.
Und wie ist die Idee zu Frau Wertvoll entstanden?
Die Idee zu einem Frauen-Netzwerk ist in den letzten 15 Jahren in meinem Kopf gereift. Ich habe lange bei einer Produktionsfirma, für RTL und davor für den WDR gearbeitet. Als dann die Kinder kamen, hatte ich so gut wie keine Zeit mich auszutauschen oder mein Netzwerk aufzubauen. Gleichzeitig habe ich andere Frauen gesehen und mich gefragt, wie die das hinbekommen, ich hatte gar nicht die Zeit, mich in diesen großen Netzwerken herumzutreiben, sondern wenn dann eher ein paar persönliche Gruppen, die mich sehr inspiriert haben und mir gezeigt haben, ich bin nicht allein mit meinen Problemen. Den wichtigen Impuls hatte ich dann beim Idea Sprint des Journalismus Labs. Da hat es gezündet und da habe ich meine Idee vorgestellt. Erst war ich alleine, aber dann wurde ich mit anderen zusammengesteckt, die auch Lust darauf hatten. Am Ende haben wir den Idea Sprint gewonnen. Ich persönlich hatte da echt Blut geleckt. Denn ich hatte mich in diesem Jahr nach langjähriger Festanstellung als Journalistin selbstständig gemacht.
Wie ging es dann weiter?
Aufgrund der Corona-Pandemie hatte ich dann wesentlich mehr Zeit, als ich ursprünglich gedacht hatte. Durch den Idea Sprint sind wir dann ins Auswahl-Bootcamp für das Media Innvoation Fellowship gekommen. Melanie und ich haben uns gesagt, dass wir uns das doch mal angucken können. Aber wir hatten ehrlicherweise mit gar nichts gerechnet. Als es dann hieß, Frau Wertvoll ist im Fellowship, war das eines der wenigen Male, wo ich eine halbe Stunde lang nichts sagen konnte.
„Das ist ein ganz toller Moment, wenn Menschen an deine Idee glauben und dann ist da eine Jury, die sagt, dass das eine gute Idee ist, die funktionieren kann.“
Mit welchem Team seid ihr jetzt im Fellowship und wie geht es weiter?
Nach dem Bootcamp ist Thuva zu uns gestoßen, die hauptsächlich für Inhalte und das Marketing zuständig ist. Sie war mit Elli im Team “Guten Morgen Rassismus”, das es aber leider nicht ins Fellowship geschafft hat. Für Melanie und mich war nach dem Bootcamp klar, dass wir nicht wissen, wie wir das mit unseren Jobs, die wir ja noch haben, überhaupt schaffen sollen. Darum waren wir froh, als Thuva sagte: “Ich mach mit!”. Wichtig ist jetzt noch, dass wir uns Tech-Expertise suchen, da wir keine Digital Natives sind. In der Zwischenzeit ist Julius zu uns gestoßen, der uns unterstützen wird. Aktuell entwickeln wir unseren Marketing-Plan und testen Formate, die wir auf der Plattform ausspielen wollen. Unser nächster großer Milestone steht zwischen Weihnachten und Neujahr an, denn da wollen wir mit der Landingpage live gehen und uns das erste Mal der Öffentlichkeit präsentieren. Weiter geht es dann am 8. März. Da ist nicht nur das Fellowship beendet, sondern auch Weltfrauentag. Ein super Zeitpunkt, um mit Frau Wertvoll live zu gehen.
Wie sieht aktuell euer Geschäftsmodell aus?
Frau Wertvoll ist ein zweiseitiges Geschäftsmodell. Zum einen hoffen wir natürlich, dass Frauen – nach einer gewissen kostenlosen Testphase – bereit sein werden, für unser Angebot des Netzwerks, des persönlichen Matchings und der Events etwas zu bezahlen. Dabei ist uns wichtig, dass die Videos unserer Role Models immer frei verfügbar und so allen zugänglich sind. Der zweite Teil ist B2B und ermöglicht es Unternehmen sich zum Beispiel als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren. Wir wollen, dass Unternehmen Frau Wertvoll als attraktive Plattform als Recruiting-Instrument als auch für das Employer-Branding nutzen, und bietet Ihnen an, tolle Videos über spannende Frauen in ihrem Unternehmen zu produzieren und bei uns als Role Models vorzustellen.
Wie finanziert ihr die Produktentwicklung aktuell?
Alles, was wir durch das Fellowship bekommen, stecken wir zu hundert Prozent in Frau Wertvoll. Das können wir so machen, weil wir alle noch eigene Jobs haben. In Zukunft soll sich das natürlich ändern. Spätestens seit der Aufnahme ins Fellowship ist für uns klar, dass wir der Verantwortung gerecht werden wollen. Der Punkt ist, wir sind zu alt, um jetzt irgendwie zwei Jahre an einer Idee herumzudaddeln. Wir ziehen das jetzt durch.