Eine Community voller Lebensgeschichten: Wie das Medienstartup Black & Breakfast eine Plattform für BPoCs aufbaut
Für Joana Abondos und Jaide Fuchs’ Traum wird es jetzt ernst: Denn aus ihrem Podcast, den sie vor zwei Jahren gestartet haben, soll eine Plattform für die Repräsentation von Schwarzen Menschen und People of Color werden. Und ein Medien-Startup, in dem sie längerfristig unabhängig und Vollzeit arbeiten wollen. Dafür müssen sie unternehmerische Entscheidungen treffen und Prozesse etablieren, die es ihnen ermöglicht, regelmäßig Folgen zu produzieren.
Hallo Joana und Jaide, warum habt ihr euch für das Fellowship-Programm des Journalismus Labs beworben?
Jaide: Joana und ich machen Black & Breakfast jetzt schon seit zwei Jahren und der Podcast war immer ein Herzensprojekt, allerdings auch ein Nebenprojekt. Das Fellowship ist für uns eine super Chance uns richtig auf Black & Breakfast zu fokussieren und dank zielorientiertem Coaching, viel über Gründung, Marketing und Produktentwicklung zu lernen. Demnach sind wir erst seit dem 1. Oktober ein richtiges Startup.
Warum habt ihr den Podcast gestartet?
Joana: Wir kennen uns schon seit dem Gymnasium und haben unsere Freundschaft auch nach dem Abi aufrecht erhalten und viel und oft über unsere Erfahrungen als Women of Color gesprochen. Als uns auffiel, wie uns diese Gespräche von und mit anderen BPoC (Black and People of Color) fehlen, haben wir uns dazu entschlossen, die stundenlangen Gespräche aufzuzeichnen und zu veröffentlichen.
Um was geht es bei Black & Breakfast und wie hat sich der Podcast weiter entwickelt?
Joana: Bei Black & Breakfast geht es darum die Lebensrealitäten von Schwarzen und PoC in Deutschland in den Mittelpunkt zu stellen. So geben wir der Vielfalt unserer Gesellschaft eine Plattform. BPoC werden in Deutschland zu oft in bestimmten Kontexten dargestellt. Bei uns bekommen sie Raum für ihre individuellen Geschichten und können so andere inspirieren und Mut machen. Zusätzlich bauen wir Black & Breakfast ab dem nächsten Jahr als YouTube-Format aus.
Wie wollt ihr euch von bereits bestehenden Angeboten zu dem Thema abheben?
Jaide: Wir möchten einfach, dass unsere Gesellschaft so reflektiert wird, wie wir sie sehen, wenn wir vor die Tür gehen. Wenn brilliante POCs in Shows eingeladen werden, dann, um über Rassismus zu sprechen, und nicht über die tollen Sachen, die sie eigentlich machen. Darum gehen wir immer mehr davon weg, weißen Menschen zu erklären, was Rassismus ist und beleuchten die Perspektiven und Lebensrealitäten von deutschen BPoCs.
“BPoCs wird vor allem in den Medien immer die gleiche Frage gestellt, während weiße Menschen sich mit ihren Expertisen präsentieren dürfen.”
Joana: Es gibt viele andere Podcasts, die wir aber nicht als Konkurrenz wahrnehmen. Das sind Leute, die mit uns die Medienlandschaft verändern. Es kann eigentlich nicht genug Projekte geben, denn jeder kann immer nur einen kleinen Teil der Arbeit leisten.
Jaide: Dazu muss man auch sagen, dass es ein großes Netzwerk in Deutschland gibt, in dem man sich gegenseitig unterstützt. Immer wenn ein neues Projekt gestartet wird, kommt das Netzwerk zusammen und sagt “Willkommen. Wir helfen euch gerne.”
Welche Ziele wollt ihr erreicht haben, wenn das Fellowship im März 2021 endet?
Joana: Also auf jeden Fall zehn Folgen produziert haben (beide lachen). Traumhaft wäre es, wenn wir den Podcast und unser Geschäftsmodell so weit entwickelt haben, dass wir regelmäßig produzieren können.
Jaide: Genau, im besten Fall haben wir bis dahin unser Videoformat aufgebaut.
Warum wollt ihr ein visuelles Format dazu nehmen?
Joana: Wir möchten ja mit unserem Podcast eine Repräsentation für unsere Lebensrealitäten und die Lebensrealitäten aus unserer Community schaffen. Und unsere Community aus der wir heraus das machen ist so, so vielfältig. Um diese Vielfältigkeit darzustellen, ist es einfacher, wenn man sie sieht.
Welches Geschäftsmodell schwebt euch vor?
Joana: Podcasts sind in Deutschland längst angekommen und werden vor Allem von den Ü20-Jährigen regelmäßig gehört. YouTube spricht eine weitere Zielgruppe an und bietet als visuelles Medium mehr Möglichkeiten, sowohl für uns als auch für unsere Hörerinnen und Hörer. Stereotypisierte Darstellungen von BPoCs in Deutschland sind leider immer noch alltäglich. Wir sehen eine große Lücke am Markt, wo sich unser Produkt platzieren kann. Im ersten Schritt arbeiten wir daran unsere Reichweite zu erhöhen und eine Community aufzubauen. Über eine Plattform wie zum Beispiel Steady wollen wir dann ins Community-Funding gehen. Gleichzeitig bietet uns ein visuelles Medium die Möglichkeit für Vermarktung, Produktplatzierungen und Kollaborationen.
Jaide: Wir sind mit unseren Hörerinnen und Hörern über die Sozialen Medien im ständigen Kontakt und stellen regelmäßig gezielt Fragen, um auf Bedürfnisse und Wünsche aus der Community eingehen zu können.
Und wenn ihr noch nicht so weit seid mit dem Aufbau der Community und dem Funding, wenn das Fellowship-Programm endet?
Joana: Ich glaube nicht, dass es bis März wirklich realistisch ist, bereits full-time an Black & Breakfast zu arbeiten, auch wenn das unser Ziel ist. Wir rechnen damit, dass wir unseren Teilzeitjob noch eine Weile behalten werden.
Was konntet ihr bereits aus dem Fellowship mitnehmen?
Jaide: Es ist grandios, dass wir uns durch die Coachings als Medien-Startup wahrnehmen können. Etwas, was wir die ganzen Jahre wollten. Wir bekommen gerade in die Hand gelegt, wie wir ein Unternehmen aufbauen können. Das ist durchaus eine Herausforderung, weil wir jetzt Entscheidungen treffen müssen, die langfristig für uns wichtig sind. Alles, was wir so an Ideen hatten wird jetzt ernst und da kommen wir schon ab und zu mal an unsere Grenzen. Und da sind wir uns auch nicht in jedem Punkt einig. Aber Gott sei Dank haben wir eine gute Freundeschaftsbasis, über die wir uns gut über alles unterhalten können.