Business-Experten empfehlen: „Schreibt vernünftige Finanzierungspläne“
Geld können Digitalmedien natürlich nicht nur von den Nutzerinnen und Nutzern bekommen. Gerade in der Anfangsphase macht es Sinn, sich Geld von Investoren zu holen. Drei davon stellten sich und ihre durchaus unterschiedliche Herangehensweisen beim Cashcamp 2020 vor.
„Wir sind unternehmerisch getrieben“, erklärte Rolf Fellmann vom Business Angel Angel Engine e.V. aus Düsseldorf. „Wir geben nicht nur Geld, sondern auch Mentoring.“ Ein Engel habe eben immer zwei Flügel. Ob ein Investor dann eher Geld verdienen oder auch einfach nur ein neues Unternehmen unterstützen wolle, sei im Einzelfall unterschiedlich. Es käme auf die einzelne Persönlichkeit an. Als Business Angel investiere man auf jeden Fall in Frühphasen. Bald wolle sein Verein, der in Düsseldorf aktuell 35 Mitglieder umfasse, auch Sprechstunden anbieten, um mögliche Interessenten mit den entsprechenden Unterstützern zusammen zu bringen.
Eine andere Variante, um an potenzielle Geldgeber zu kommen, bieten Business-Clubs. Uwe Kessel, Geschäftsführer des Rotonda Business Clubs mit Standorten in ganz Deutschland, bringt nach seinen Worten bundesweit Menschen zusammen, um Geschäfte zu machen. Als Beispiel für eine gelungene Geschäftsanbahnung nannte er das Projekt „Share Desk and Coffee“, wo Unternehmen ihre nicht benutzten Büros untervermieten können. Er beklagte, ähnlich wie Rolf Fellmann von den Business Angels, dass „journalistisch geprägte Gründer weit weg vom Kapital“ seien. Für sie käme erst der Journalismus und dann das Geldverdienen. Bundesweit gebe es „verschwindend geringe“ Gründer aus dem Journalismusbereich.
Vielen Mediengründungen fehlt ein solider Businessplan
Julia Gerner, Investment-Managerin bei Dieter von Holtzbrinck Ventures, stellte von Anfang an klar, dass die Latte im Bereich Venture Capital für journalistische Unternehmen sehr hoch liege. „Wir haben einen gewissen Anspruch an ein Produkt“, sagte Gerner. Ein Unternehmen, in das man investieren wolle, brauche zunächst „keinen Riesenumsatz, aber man muss doch sehen, wohin sich das entwickelt“. Der Fokus der Investitionen von DvH Ventures läge auf Unternehmen, die sich mit Digitaltechnologie beschäftigten. „Wir haben noch nie in ein journalistisches Startup investiert“, so Gerner, auch wenn sich ihre Investmentfirma aus einem Verlag heraus entwickelt habe.
Interessant wären für sie zum Beispiel Unternehmen, die Verlagen helfen könnten, eine vernünftige Lösung für eine Paywall zu entwickeln. Es gehe also eher um „Process-Enabling-Startups“ als um Startups, die sich allein dem Journalismus verschreiben. Ob je ein journalistisches Startup das nötige Level erreichen werde, um von einem Venture Capitalist profitabel weiterverkauft werden zu können, wurde von den weiteren Diskussionsteilnehmern des Cashcamps ohnehin in Frage gestellt.
Den vielen verschiedenen Fördertöpfen der einzelnen Bundesländer in Bezug auf journalistische Unternehmen konnten alle drei Gesprächspartner sowohl positive wie auch negative Seiten abgewinnen. Natürlich sei Förderung hilfreich. Aber: „Da braucht es ja fast schon Fachberater“, monierte Rolf Fellmann die Vielzahl der Fördermöglichkeiten. Und er forderte die Medienmacher auf: „Schreibt vernünftige Finanzierungspläne“. Daran hapere es meist zuallererst. Julia Gerner kritisierte, dass viele Fördermittel zu enge Vorgaben hätten oder sogar zurückgegeben werden müssten. „Da geht schon mit dem Schreiben der Anträge viel Zeit verloren“, sagte die Investmentmanagerin. Man müsse sich dann auch immer fragen, ob sich das lohne.
Uwe Kessel vom Rotonda Business Club betonte zum Schluss noch einmal, dass es durchaus auch Unternehmer gebe, die sich für Sinn stiftende Projekte einsetzen würden und ihre Gewinnerwartungen auch einmal herunterschrauben. Für diese Fälle unterstütze Rotonda den so genannten Zebra Accelerator. Hier können sich Startups mit Investoren kurz schalten, die nicht nur am reinen Geldverdienen interessiert seien.