Geförderte Projekte: Kölner Republik
Achim Scheunert und Robin Baum haben eine interaktive Karte entwickelt, die die Menschen der Domstadt in den Vordergrund stellt: Die Kölner Republik porträtiert Urkölner und Hinzugezogene durch Interviews, Video-Clips und Podcasts. Hier berichten sie von ihren Erfahrungen als Gründer, dem aktuellen Stand und ihren Plänen für die Zukunft.
Bitte beschreibt in aller Kürze das geförderte Produkt.
Die Kölner Republik wird die Online-Heimat für Kölnerinnen und Kölner. Der Kern unseres Formates ist das Gespräch. Wir laden die gesamte Diversität der Stadtgesellschaft ein – Alte und Junge, Reiche und Arme, Urkölsche und Migranten. In unserem Studio am Rathenauplatz führen wir offene Interviews: ohne Zeitdruck oder thematische Zwänge. Wir interessieren uns für die Biografien der Stadtbewohner, für ihre Erlebnisse, Erinnerungen und Perspektiven auf Köln.
Wir produzieren je Gesprächspartner*in einen Langfilm sowie diverse kurze Video-Clips, die die Nutzer*innen auf unsere Website nach Themen und Orten durchsuchen können. Zudem gibt es die Möglichkeit, auf einer interaktiven Karte die Straßen der Stadt zu durchkämmen. Last but not least wird jede Lebensgeschichte auch in einer Podcast-Folge zur Verfügung gestellt.
Wir möchten mit unserer Website ein alternatives Stadtarchiv und Plattform für eine „Oral History” von Köln sein und alle Bürger*innen zur Teilnahme einladen, um der Problematik drohender Filterblasen zu entgehen. Darüber hinaus sind wir auf den relevanten Social-Media-Kanälen präsent, z.B. Facebook und Youtube, damit die Stadtgemeinschaft miteinander ins Gespräch kommt.
Wie und in welchem Zeitraum habt ihr das Produkt realisiert?
Die ersten Überlegungen zum Projekt entstanden 2018. Mit dieser groben Skizze haben wir – im 3er-Team aus Filmemacher, Radiojournalist und Designer – dann am IdeaSprint und Hackathon des Journalismus Labs teilgenommen, um unser Vorhaben weiter zu schärfen. Im Sommer 2019 erhielten wir weitere konzeptionelle und finanzielle Unterstützung durch die Landesanstalt für Medien, sodass wir im Herbst und Winter den Prototypen umsetzen konnten.
Das Format der Filme und die Distributionsformen im Netz wurden parallel entwickelt und kontinuierlich aufeinander abgestimmt. Vorrangige Ziele waren, überzeugende Inhalte zu generieren sowie den Nutzer*innen unterschiedliche und einfachen Zugang zu den Inhalten zu ermöglichen.
Wie zufrieden seid ihr mit dem Ergebnis?
Ob und wie sich die Kölner Republik in der freien Wildbahn bewährt, muss selbstverständlich abgewartet werden. Mit unserer minimalistisch-strukturellen Grundsteinlegung sind wir aber sehr zufrieden, auch wenn wir uns darüber im Klaren sind, dass es noch jede Menge Raum für Verbesserungen gibt.
Wie geht es nun weiter, auch mit der Finanzierung des Projekts?
Zunächst werden wir die Resonanz beobachten: sind die Leute eher in etablierten Social Media-Kanälen unterwegs oder können wir sie auf unsere Homepage locken? Schauen die Leute lange, auf die Personen konzentrierte Filme oder kleine Häppchen mit thematischem Schwerpunkt? Ist die interaktive Karte ein sinnvolles und gerne genutztes Navigations-Tool? Oder werden nur Podcasts abgerufen? Der erste Schwerpunkt wird also darin bestehen, unseren Nutzer*innen zuzuhören.
Zugleich wird es um die weitere Finanzierung gehen, was angesichts des hohen Produktionsaufwands keine leichte Aufgabe sein dürfte. Neben unserem eigenen Engagement müssen wir neue Partner aus öffentlicher und privater Hand gewinnen, um das Archiv weiter wachsen zu lassen.
Was waren Eure wichtigsten Erkenntnisse?
Keine neue Erkenntnis, die sich aber in unseren Augen bestätigt hat: Journalistische Unabhängigkeit verträgt sich nicht mit Marketing-Interessen. Es gab nicht wenige Leute, die kein Problem darin gesehen hätten, unser Konzept umzumodeln, um eine höhere Durchlässigkeit für privatwirtschaftliche Finanzierung zu schaffen.
Nach unserem Dafürhalten hätten sämtliche Vorschläge (z.B. „Insider-Reisemagazin“) die Integrität der Plattform nachhaltig beschädigt, sodass wir davon Abstand genommen haben. Außerhalb wie innerhalb des Journalismus sind wir der Ansicht, dass zwischen Politik und Wirtschaft ein Mindestmaß an Distanz liegen sollte. Die Fragen hinsichtlich der Finanzierung waren aber auch für die Team-interne Abstimmung und Zielsetzung äußerst wertvoll, um die eigenen Erwartungen und Erwartungserwartungen zu moderieren.
Jenseits dessen hat sich unsere Grundannahme – jeder Mensch hat eine interessante Geschichte zu erzählen – anhand des fertig gestellten Prototyps mehr als bestätigt.