Geförderte Projekte: Newscomer
Das Programm Newscomer bringt Geflüchtete in deutsche Lokalredaktionen – damit nicht weiterhin nur über sie, sondern auch von ihnen berichtet wird. Vor Ort NRW konnte einen Teil des Projekts fördern. Wir haben der Mitgründerin Jessica Schober einige Fragen zum Projekt, der Förderung und den weiteren Ziele gestellt.
Welche Fortschritte hat das Projekt Newscomer während des Förderzeitraums gemacht und wo steht Ihr jetzt?
Im Förderzeitraum haben wir die Webseite newscomer.de aufgebaut, das Programm zur Teilnahme ausgeschrieben und auf allen Kanälen beworben, Bewerbungen von Redaktions- und Redakteursseite gesichtet, teilnehmende Kandidatinnen und Kandidaten ausgewählt. So haben wir insgesamt acht Reportertandems in deutschen Lokalredaktionen „gematcht“ und im Oktober 2017 schließlich unsere dreitägige sogenannte Schreib- und Bleibwerkstatt in Bonn ausgerichtet, die von Vor Ort NRW gefördert wurde. Dort haben wir alle Programmteilnehmenden vernetzt und Referenten hinzugeladen zu den Themen „So klappt Mentoring“ (Lars Maertins, Chancen Gestalten, e.V.) und „Wie arbeiten Lokalredaktionen mit Geflüchteten zusammen?“ (Korbinian Eisenberg und Lilian Ukulumet, Süddeutsche Zeitung). Wir betreuen die Tandems in monatlichem Rhythmus und sind gerade in der Planungsphase für weitere Workshops. Inzwischen sind wir als Newscomer UG (haftungsbeschränkt) ins Handelsregister eingetragen und warten auf die Bestätigung der Gemeinnützigkeit.
Aktuell teilnehmende Redaktionen sind: Trierischer Volksfreund (2 Tandems), Bürgerportal Bergisch-Gladbach, Badische Zeitung, Freisinger Zeitung (Süddeutsche Zeitung), Taz nord, Heilbronner Stimme und die Nord-West-Zeitung. Unsere Teilnehmenden auf Seiten der geflüchteten Kollegenschaft kommen aus den Herkunftsländern Syrien, Gambia, Ägypten und Irak.
Wie konntet Ihr die Förderung durch Vor Ort NRW nutzen?
Ohne die Förderung von Vor Ort NRW hätten wir das Workshop-Wochenende in Bonn nicht ausrichten können. Wir haben davon die Konzeption, Referentenhonorare, aber auch Reise- und Materialkosten bezahlt. Hilfreich war auch besonders der stete Austausch mit der Stiftung und die Vernetzung mit wichtigen Akteuren (z.B. dem Bürgerportal Bergisch Gladbach).
Parallel zur Förderung durch Vor Ort NRW haben wir das „Ankommer“-Stipendienprogramm von Social Impact (ideelle Förderung, keine Finanzierung) absolviert und am Deutschen Integrationspreis der Hertie-Stiftung teilgenommen. In diesem Rahmen haben wir ein Crowdfunding gestartet und 10.321 Euro eingesammelt. Mithilfe des „Grow“-Stipendiums von Netzwerk Recherche e.V. (Fördersumme 2.000 Euro) haben wir viele Kontakte in den Journalismus geknüpft. Das Projekt „Intergreat“ hat uns außerdem neue Laptops für alle Geflüchteten geschenkt, damit sie direkt mit der Arbeit loslegen konnten.
Welche Verbesserungsvorschläge habt Ihr für die Ausgestaltung der Förderung journalistischer Projekte?
Journalistische Gründer brauchen mehr Unterstützung! Personengebundene Strukturförderung von Anfang an. Im Ehrenamt verschleißen sonst wertvolle Ressourcen und die Gründung verzögert sich, weil die Gründer und Gründerinnen Vollzeit weiterarbeiten müssen. Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung bisher, brauchen aber nun eine neue Perspektive.